In diesem Artikel erfährst du:
- wie äußerer und innerer Zeitstress uns schaden kann
- dass wir oft unbewusst mit der Masse gegen die Wand rennen
- wie der achtsame Horst uns helfen kann, unser eigenes Tempo wiederzufinden
- 3 Übungen, aktiv ausgeglichener werden im Horsti-Style
Der übliche Alltags-Hetz-Wahnwitz
Lange Schlange beim Feinkost-Albrecht Supermarkt. Natürlich aufm Heimweg nach der Arbeit, wo ich doch endlich ma früher nach Hause wollte. Schließlich kocht sich die LowCarb-Pfanne nicht von selbst. Dann kurz noch die Kundenpräsi für morgen überfliegen. Geht ja schnell. Und Buddy Tommi wollt noch anrufen – Urlaubsmemories mit Gabi durchfunken. Morgen wieder früh raus – ja wadde, Checkliste für morgen kurz durchgehen…….
JA, HALLOOOO Frau Kassiererin! Ich hab doch keine Zeeeeeit!
Da atmet es plötzlich laut von hinten: „Hhhmmmmm, janz ruhisch junge Dame. Et läuft uns doch nix weg wa. Lassen’s sich ma nisch hetzen. Schön tief atmen wa“… Hello, Hetz-Misch-Nisch-Horst.
Runterfahren mit Horst
Der hat gut reden, denk ich mir. Ah jo, das hat er, der Horst. Mit der Latte Lebenserfahrung lässt er sich schon lange nicht mehr hetzen. Ausgeglichener werden – dat is seine Meisterdisziplin. Wie er das macht? Indem er vorsätzlich mal nichts tut. Außer Sein und bewusst in sich reinhören. Die Leute an ihm vorbeirennen lässt und sein eigenes Tempo geht. Horsti hat aktiv die achtsame Handbremse gezogen.
In hetzigem Autopilot unbewusst dauerüberlastet
Du meinst jetzt vielleicht: So dramatisch is das doch nicht – schließlich MÜSSEN Sachen erledigt werden! Leben is kein Ponyhof, Miri!
Da in unseren Breitengraden gern der fleißige Hetz-Turbo den Alltag bestimmt, ist unser hektischer Autopilot weit verbreitet. Und es ist verständlich, dass wir ihn nicht einmal bemerken.
Doch in Zeiten von Dauer-Reizen und Schnelllebigkeit kann diese Getriebenheit ein gefährlicher Faktor für Dauerüberlastung und chronische Krankheiten sein. Mit im Boot unser best friend die geringe Stresstoleranz: An die Decke gehen oder zusammenklappen, wenn etwas nicht so klappt, wie wir es uns vorstellen.
Deshalb sagen Horsti und ich: Finde dein eigenes Tempo! Schwimm vorsätzlich mal gegen den Strom, es lohnt sich. Schauen wir mal, wie Horst das macht…
3 Übungen "Horst-Style": Mit Achtsamkeit das eigene Tempo wiederfinden
Überliste deinen Stress-Autopiloten, indem du bewusst das Tempo rausholst. Lenke deinen Fokus auf den jetzigen Moment und strebe nichts weiter an, außer einfach in diesem Moment zu sein. Einfach? Jo, wahrscheinlich erstmal goar nischt.
Doch so kannst du überprüfen, ob dein Tempo dir gerade guttut oder nicht. Kannst die äußeren Reize und Erwartungen loslassen und in dich hinein hören.
Mit folgenden kleinen Tricks kannst du üben, den Hetz-Modus zu erkennen und dich rauszubeamen. Ausgeglichener werden im Horst-Style:
ÜBUNG 1: Schlange Stehen á la Horst
- das Warten in der Supermarkt-Kasse ist eine geniale Achtsamkeitsübung
- Lenke den Fokus auf deinen Atem:
Wo spürst du den Atem im Körper?
Den Blick dabei gern locker vor dir ruhen lassen. Aufrücken geht sowieso von ganz allein 🙂 Spürst du das Auf- und Ab der Bauchdecke?
Lege gern eine Hand auf den Bauch. Oder spürst du den Atemstrom an den Oder vielleicht spürst du Alle Empfindungen beobachten und annehmen, so wie sind
- Spüre in deine Knie & Füße:
Wie stehst du?
Wippelst du? Stehst du kerzengerade?
Wie fühlt sich der Boden unter den Füßen an?
Spürst du deine Zehen?
Wenn Anspannung in den Beinen ist, diese wertfrei zur Kenntnis nehmen.
Nicht dagegen ankämpfen. Alles so sein lassen.
Dann kannst du bewusst entscheiden, ob du die Anspannung loslassen willst.
Dafür z.B. die Knie sanft lockern, indem du den Atem dorthin schickst.
ÜBUNG 2: Schneckentempo-Experiment
- baue kleine Gehmeditationen in den Alltag ein
- laufe z.B. morgens den Weg vom Parkplatz/Haltestelle zur Arbeit bewusst viel langsamer
- setze achtsam ein Bein vor das nächste
- nimm den Atem dazu
EINATMEN – Bein HEBEN
AUSATMEN – Bein SENKEN
- spüre den Boden unter den Fußsohlen, die Bewegungen des Körpers
ÜBUNG 3: Gegen den Strom Schwimmen
- meine Lieblingsübung für Mutige
- am Bahnhof, in voller Innenstadt, beim Ende einer Veranstaltung
- stelle dich entgegengesetzt der Laufrichtung der Menschenmenge
- die Beine fest auf dem Boden, spüre in deine Füße und Hände
- der Blick kann vor dir ruhen oder die Augen auch geschlossen sein
- stehenbleiben, spüren, horchen
- spüre dich als Fels in der Brandung
- bemerke, wie die Menschen an dir vorbeiströmen
Zusammenfassung: Dein Leben. Dein Tempo. Mach's wie Horst!
Oft bemerken wir die Alltags-Hetze gar nicht. Besonders in unseren Breitengraden machen Ungeduld und Druck Party hard. Und wir laufen mit im Auto-Modus. Wissen nicht, welches überhaupt unser eigenes, gesundes Lebenstempo ist.
Star unserer Hetz-Party: Eine minimale Stresstoleranz, Frust und Überforderung, wenn etwas nicht so geschieht, wie wir es uns vorgestellt haben.
Auch ich bin lange durch mein Leben gerannt. Vorbei an mir selbst. Rein ins Unglück, in Dauerüberlastung und Fremdbestimmung. Doch dann kam Horst. Im Gepäck hatte er die Achtsamkeit.
Um sich selbst und das eigene Tempo wieder kennenzulernen, können eine achtsame Einstellung und entsprechende Übungen helfen. Wichtig ist dabei: Bewusst aktiv werden – Experimentiere mit neuen Handlungsweisen. Lass die Kontrolle los. Ansonsten bleiben wir Spielball unseres Plapper-Stress-Schädels. Wenn Horsti es schafft, ausgeglichener zu werden – dann schaffst das auch du!
Lass los, lerne dich wieder kennen und sag dir: HETZ MISCH NISCH!
Deine Miriam
Titelbild: William Moreland, unsplash.com